Am Lucifer Pass
Schneebedeckter Nordhang des Lucifer Passes
In der letzten Juliwoche des Jahres 2003 haben wir zu viert, Marion, Andreas, Henry und ich, den Park der Götter von Süden nach Norden durchwandert. In sieben Tagen meistern wir rund 50km und ca. 6000 Höhenmeter an Auf- und Abstiegen. Unsere Route durch die wilde Bergwelt müssen wir mit topographischen Karten und Höhenmesser finden.
Immer wieder gibt es schwierige Kletterpassagen über gewaltige Geröllhänge steile Pässe hinauf und über Schneefelder und loses Gestein in tiefe Täler hinab. Wir durchqueren Wasserläufe und sumpfige Wiesen und schlagen uns durch fast unzugänglichen Wald und dichtestes Gestrüpp, bevor wir wieder in Regionen oberhalb der Baumgrenze aufsteigen können. An Tagen, an denen wir bis zu 10 und 12 Stunden auf den Beinen sind, haben uns die Hitze, unsere schmerzenden Füße, der harte Druck des schweren Rucksacks auf den Schultern und Millionen von Moskitos nach Sonnenuntergang besonders zugesetzt.
Sonnenaufgang am Avis Lake
Doch durch die wilden Landschaften, in die kaum jemals ein Mensch vordringt, werden wir für alle Strapazen überreich entschädigt. Wir erleben strahlende Tage mit tiefblauem Himmel und campieren an verwunschenen Seen inmitten märchenhafter Blumenwiesen, die man schöner nicht malen kann. Tagsüber liegt die Welt zu unseren Füßen, und nachts ist über uns ein Sternenhimmel, wie man ihn nur inmitten der Natur sieht. Wir trinken das reinste Wasser und atmen die sauberste Luft, die es nur geben kann, und wir teilen diese Schönheit mit den Murmeltieren, Adlern, Hirschen und Bergziege, bei denen wir zu Gast sind.
Für jeden von uns ist es interessant, das Maß der eigenen körperlichen und seelischen Belastbarkeit unter einen solchen Anstrengung erfahren zu haben, aber auch die gute menschliche Begegnung in einer Gruppe zu erleben, in der man aufeinander Rücksicht nimmt, sich gegenseitig motiviert und miteinander teilt. An Abenden fernab der Zivilisation, wenn sich Erschöpfung und Entspannung breit machen, gibt es besonders intensive Gespräche, Spaß, Lachen und menschliche Nähe.
Als wir aus der Wildnis in die Menschenwelt zurückkommen, sind in diesem extrem heißen und trockenen Sommer in British Columbia viele gewaltige Feuer ausgebrochen. Riesige Landstriche sind verwüstet, Hunderte von Häusern abgebrannt, 50.000 Menschen wurden evakuiert, unzählige wilde Tiere sind zu Schaden gekommen und haben ihren Lebensraum verloren.
14 km Wee Sandy Lake Trail zum Slocan Lake
Wie durch ein Wunder blieb der Park der Götter verschont – und wir können es gar nicht abwarten, im nächsten Sommer nach Valhalla zurückzukehren.
Elisabeth von Ah
Unsere Tagesetappen:
1.Tag: Drinnon Pass - Gwillim Lakes
2.Tag: Gwillim Lakes - Hird Lake
3.Tag: Hird Lake - Demers Lake
4.Tag: Demers Lake - Avis Lake
5.Tag: Avis Lake - Nemo Valley Pass
6.Tag: Nemo Valley Pass - Wee Sandy Lake
7.Tag: Wee Sandy Lake - Wee Sandy Beach, Slocan Lake
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Valhalla ist in der nordischen Mythologie die Toten- oder Ruhmeshalle des Kriegsgottes Odin. Hier werden die heldenhaftesten menschlichen Krieger von himmlischen Jungfrauen mit Met und Braten bewirtet und warten darauf, den Göttern im Kampf gegen feindliche Dämonen beizustehen. Der Sage nach endet diese Schlacht mit einer gewaltigen Feuersbrunst und dem Untergang der Welt.
Abstieg zum Demers Lake
Hätte Odin selbst die Erde nach einem Platz für Valhalla abgesucht, in der unberührten Bergwelt der Kootenays im Süden von British Columbia hätte er ihn gefunden. Der Valhalla Provinzpark ist 49.600 Hektar groß und von atemberaubender landschaftlicher Schönheit. Er erstreckt sich vom fjordartigen Slocan Lake, der eingebettet in steile Berghänge zu seinen Füßen liegt, über dichten Regenwald aus jahrhundertealten Zedern und Tannen bis in die alpine Region jenseits der Baumgrenze. Hier liegen abgeschiedene Hochtäler mit azurblauen Seen, eingerahmt von bis zu 2700m hohen Bergen mit den nordischen Namen Odin, Freya, Dag, Njörd, Gimli, Asgard, Midgard.
Umgeben von Natur inmitten
des Valhalla Parks
Avis Lake
Vor dem Aufbruch in einen neuen Tag
Unberührte Natur
Auf dem Weg zum Mount Meers Pass
Was ist die beste Abstiegsroute vom Mount Meers Pass zum Wee Sandy Lake?
Blick zurück vom Morgencamp zu unserer Abstiegsroute vom Mount Meers Pass
Erschöpft aber glücklich am Ziel -
Wee Sandy Beach
am Slocan Lake
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