Die alte Sage erzählt von einem nordischen Land, das Eisland heißt. Sie berichtet von den lange vergangenen Zeiten, in denen das Göttergeschlecht der Asen die Welt beherrschte. Chef der Asengötter ist Odin, auch Wotan genannt, der mächtige Kriegsgott, aber auch der Gott der Windes, der Toten und der wilden Jagd. Er residiert auf Berg Asgard hoch über den Wolken.
Rast m Fuss von Gimli
Es ist wieder ein heißer Hochsommertag, als wir uns auf den Weg machen. Mit den schweren Rucksäcken sind wir bedeutend langsamer als die Tageswanderer, die uns mit ihrem leichtem Gepäck spielend überholen. Bis zur Gimli Ridge folgen wir dem gut ausgetretenen Trail. Das Mulvey Basin liegt zu unseren Füßen, die Seen sind noch zum großen Teil von Eis bedeckt. Hier endet der Trail, von nun ab müssen wir unsere Route suchen. Über den steilen Nordhang steigen wir ins Mulvey Basin ab. Noch ist er mit griffigem Schnee bedeckt, nur an wenigen Stellen vereist und ohne Steigeisen und Kletterausrüstung zu meistern.
Abendstimmung vor Gimli im Mulvey Basin
Auf der Spitze von Asgard
Von Armands Wanderschuhen löst sich die Sohle ab. Mittels Schweizer Messer und Nylonschnur versucht Henry eine Reparatur, doch schon bald zeigt sich, dass die Schuhe die Tour nicht durchhalten werden. Die Route des nächsten Tages führt uns zunächst durch alten Bergwald, bevor es ein Geröllfeld zu meistern gilt mit so dicken Felsbrocken, dass man glaubt, die Götter hätten sich hier eine Steinschlacht mit ihren Feinden geliefert. Weiter geht es mit Auf- und Abstiegen zum Drinnon Pass, wo wir die einzigen Gäste sind. In allen Tönen von Rot, Rosa und Weiß blühende Heidekraut- oder Heatherbüsche rahmen die kleinen Seen ein, in der Nacht scharrt ein großer Mule Deer Bock in der Nähe unserer Zelte, und ein Stachelschwein zieht vorbei.
Wir müssen Armand am Drinnon Pass zurücklassen. Er begleitet uns noch bis zu den Gwillim Lakes, denn steigen Henry und ich weiter nach Nord-Westen auf, während Armand den Rückweg antritt. Wir verabreden, ihn in drei Tagen am Drinnon-Trailhead abzuholen. Eine Kletterpartie bringt uns in das nächste Tal, dessen Nordhang wir traversieren auf unserem Weg zu den McKean Lakes. Wir campieren auf halbem Weg, nachdem wir einem Tierpfad gefolgt sind, der den einzigen Durchgang durch eine enge Schlucht bietet.
Am nächsten Tag geht die Traverse weiter. Nach einem langen Tag erreichen wir den Woden Pass unter dem massiven Mount Woden und steigen ins McKean Lakes Tal ab. Wir bauen unser letztes Camp auf und lassen am Abend unter traumhaftem Sternenhimmel die Erlebnisse letzten Tage Revue passieren. Das Wetter hat wunderbar mitgespielt, die Tagestappen waren gut zu meistern, die Belästigung durch stechende Insekten hielt sich in Grenzen, und die unberührten Landschaften haben wieder einmal dem Park der Götter alle Ehre gemacht.
Elisabeth von Ah
Unsere Tagesetappen:
1.Tag: Gimli Trailhead - Mulvey Basin
2.Tag: Auf die Spitze von Mount Asgard
3.Tag: Mulvey Basin - Valhalla Lake
4.Tag: Valhalla Lake - Drinnon Pass
5.Tag: Drinnon Pass - halbwegs McKean Lakes
6.Tag: Zu den McKean Lakes
7.Tag: Zum McKean Lakes Trailhead am Koch Creek
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Start am Gimli Trailhead
In der letzten Juliwoche des Jahres 2004 machen wir uns erneut auf, den Park der Götter zu durchqueren, diesmal von Ost nach West. Wir sind zu dritt, Henry, Armand und ich und starten am Gimli Trail. Schon oft sind wir zum Gimli Peak gewandert und sogar auf seine Spitze geklettert. Von dort haben wir den phantastischen Blick in alle Richtungen des Valhalla Parks genossen. So wissen wir, was uns am Anfang unserer Tour erwartet.
Mount Asgard
Auf der Spitze von Mount Asgard
Unser erstes Camp schlagen wir im Mulvey Basin auf zwischen Gimli und Asgard und unter der gewaltigen Wand des Mount Gladsheim. Der zunehmende Mond schiebt sich hinter der Gimliwand an den Abendhimmel und taucht die Landschaft in unwirkliches Licht. Am nächsten Tag besteigen wir Mount Asgard mit leichtem Tagesgepäck. Von der Bergspitze haben wir einen grandiosen Rundumblick und fühlen uns wahrlich wie Gäste in Odins Heldenhalle. Bis sich durch ein Feuer irgendwo im Westen der Himmel trübt und uns Wolken einnebeln. Wir nehmen Odins Warnung an; es ist Zeit, zu unserem Camp im Mulvey Basin zurückzukehren.
Am nächsten Morgen ist der Himmel wieder klar. Wir bauen die Zelte ab und steigen zum Asgard Pass auf. Die Bergspitzen der bizarren Teufels Kette liegen vor uns. Der schneebedeckte Nordhang ermöglicht einen schnellen Abstieg. Wir durchwandern romantische Täler mit kleinen Creeks und Blumenhängen, bevor der Pass ins Tal des Valhalla Lake erklommen werden muss. Wir campieren an einer traumhaften Stelle mit kleinen Seen zwischen glatten Felsen, sprudelnden Bächlein und duftenden Blumen. Der Vollmond erhellt die kühle Nacht.
Gimli Ridge
Valhalla Lake
Camp am Drinnon Pass
Gwillim Lakes
Woden Peak und Woden Pass von den McKean Lakes
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